Unter Strom
Sachsen will zum Musterland für Elektroautos werden. Private Tüftler und Großkonzerne bereiten eine technische Revolution vor.
DIE ZEIT 03.03.2011
Matthias Bähr war schneller als Opel, wendiger als Volkswagen und flinker als Toyota. Die Frage ist nur, ob er seinen Vorsprung halten kann. »Das hier ist unser Prototyp«, sagt Bähr in seiner Werkstatt im Dresdner Norden. Er zeigt auf einen gelben Kleinwagen. Die Beschriftung weist das Auto als Chevrolet Matiz aus. Doch im Inneren steckt ein Elektroantrieb – konstruiert von Bähr. »Mit einer Akkuladung kommen Sie 120 Kilometer weit«, sagt er. »Auf Asphalt ist der Wagen flüsterleise.« Nur beim Beschleunigen klinge der Motor ein bisschen nach Straßenbahn.
Bähr ist ein Pionier. Zwar hatte Werner Siemens schon 1882 den elektrisch betriebenen Kutschenwagen präsentiert, doch das Fahren mit Strom setzte sich nie durch. 2005 erklärten selbst jene Autohersteller den Markt für tot, die noch Elektroautos bauten. Angeblich fanden sich keine Käufer. Bähr aber sah die Chancen. Seit einigen Jahren betreibt der 53-Jährige eine Firma für Gebäudereinigung, in der es auf niedrige Betriebskosten ankommt. »Ein Elektroauto fährt billiger als ein Benziner«, sagt Bähr. »Ich habe damals für weniger als 10.000 Euro den kleinen Chevrolet gekauft und drei Jahre an der Umrüstung getüftelt.«
Heute beschäftigt der gelernte Flugzeugmechaniker drei Angestellte, die routiniert in den Chevrolets Benzinmotoren durch Elektroantriebe ersetzen. Mehr als 20 Fahrzeuge ließ Bähr schon umbauen und verkaufte sie unter dem Namen CitySax. Stückpreis: 39.000 Euro. »Unser zwanzigster Wagen wird auf Sylt an Urlauber vermietet«, sagt er. Vermutlich war Bähr der Erste in Deutschland, der mit Elektroautos für den Straßenverkehr Geld verdiente. Doch sein Vorsprung schrumpft. Besonders viel Konkurrenz erwächst ihm in Sachsen.
Weiterlesen auf ZEIT Online