Bunt fürs Leben

Kaum ein Künstler weltweit hat so viel Fläche bemalt wie der Leipziger Michael Fischer-Art. Und er kann nicht aufhören.

DIE ZEIT, 05.12.2011

Michael Fischer-Art will überall sein. In seinem Atelier, unweit des Leipziger Hauptbahnhofs, hängt zwischen Gemälden und Skizzen eine Weltkarte. Der Künstler hat mit 112 Nadeln alle Orte markiert, an denen Werke von ihm zu sehen sind. Die Nadeln stecken in Europa, Amerika, Asien und Afrika. Fischer-Art ist weltweit erfolgreich, soll das wohl heißen. Da kann die Kulturelite seiner Stadt noch so viel spotten. An ihm kommt keiner vorbei – weil man ständig an ihm vorbeikommt.

Wohl kein zweiter Künstler der Gegenwart hat so viel Fläche bemalt wie Michael Fischer-Art. In Berlin, Leipzig, Stuttgart, Chemnitz und Sebnitz machte er ganze Häuser bunt. Comicartige Figuren bevölkern seine Fassaden. Sie haben große Augen, wulstige Lippen und erinnern an Kinderbilder. Zuletzt machte Fischer-Art Schlagzeilen, weil der Denkmalschutz ihm verbieten wollte, ein Reihenhaus im Süden Leipzigs zu bemalen. Dabei hatten ihn die Besitzer darum gebeten, weil ihre Fassade immer wieder mit Graffiti beschmiert worden war. Man könnte sagen: Fischer-Art ist ein Künstler, den Leute bestellen, um Schlimmeres zu verhindern. Kritiker spotten, er könne nur Buntes und Belangloses, seine Kunst sei inflationär verbreitet.

Das will er nicht auf sich sitzen lassen. »Ich habe da mal was zusammengestellt«, sagt Fischer-Art und beugt sich über Papierberge auf dem Tisch. Trotz seiner 42 Jahre hat er etwas Jungenhaftes. Er trägt kurze rotblonde Haare. Ein dicker Schal umschlingt seinen Hals. »Das hier will ich auf einen Hügel am Stadtrand stellen«, sagt Fischer-Art und zieht die Skizze einer Skulptur von Johann Sebastian Bach aus dem Stapel. »Und das hier ist mein Vorschlag für Hotels am Cospudener See.« Er zeigt Entwürfe für eine Kirche, für bemalte Windräder und ein Einkaufszentrum. Seine Pläne rauschen im Stakkato vorbei, und man fragt sich, ob er die Energydrinks neben seinem Schreibtisch alle auf einmal geleert hat.  Weiterlesen auf ZEIT Online

Über ralfgeissler

Journalist

05. Dezember 2011 von ralfgeissler
Kategorien: Kultur, Wirtschaft | Schreibe einen Kommentar

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