„Warum tue ich mir das an?“
Sabine von Schorlemer ist seit drei Jahren Wissenschaftsministerin in Sachsen. Ihr Beispiel zeigt, wie Quereinsteiger in der Politik an Grenzen stoßen können
DIE ZEIT, 12.07.2012
Wofür wird sie sich entscheiden? Für die Tofu-Bratwurst, das vegetarische Gyros oder doch das Sojamilch-Schnitzel? Es ist Veggi-Day in Leipzigs Uni-Mensa. Sabine von Schorlemer läuft an dampfenden Töpfen vorbei, ihr Blick schweift über die Salattheke. Die sächsische Wissenschaftsministerin ist unangekündigt hier, auf Einladung der ZEIT. »Ich bin früher gern in Mensen gegangen«, sagt sie. »In Lausanne wurde sogar bedient.« Besonders habe es ihr in Hamburg gefallen. »Dort konnte ich Grünkohl essen.« Mit Pinkel? Von Schorlemer guckt verlegen. »Auch damit.« Dann beschließt sie, doch erst mal nichts zu essen.
Die 53-Jährige sieht ohnehin nicht so aus, als hätte sie ein Faible für Deftiges. Von Schorlemer ist eine zierliche, fast asketisch wirkende Frau mit langen rotblonden Haaren, die sie oft zu einem Dutt verknotet. Vor knapp drei Jahren holte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) die parteilose Professorin für Völkerrecht in sein Kabinett. Das verlieh der Landesregierung einen Hauch von Welt. Von Schorlemer gehörte der Unesco-Kommission an, sie hat das Auswärtige Amt beraten und kann darüber dozieren, wem die Sterne gehören – die Professorin gab an der TU Dresden Seminare zum Weltraumrecht. Als sie im September 2009 ihr Ministeramt antrat, waren die Erwartungen hoch. Vielleicht zu hoch.
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